Reise

Conscious Travel

Reisen mit Sinn & Verstand


Text & Interviews: Eike Birck
Fotos: FORESTIS, Soneva, Cretan Malia Park

Einfach die Koffer packen und nahe wie ferne Ziele entdecken. Was für die meisten von uns bisher so selbstverständlich war, ist momentan kaum möglich. Dabei ist das Fernweh ungebrochen. Reisen ist etwas ganz Wesentliches, eine tiefe Sehnsucht, Neues kennenzulernen. Reisen erweitert unseren Horizont, lässt uns Abstand vom Alltag gewinnen und neue Perspektiven einnehmen und das, was wir zu Hause haben, wieder mehr wertschätzen. Durch die Pandemie steht die Tourismusbranche vor besonderen Herausforderungen. Eine gute Gelegenheit, Reisen anders zu denken und anders zu gestalten. Denn die Auswirkungen des Massentourismus und der enorme CO²-Ausstoß durch die vielen Flugreisen haben ihre Spuren hinterlassen. Zeit, umzudenken. Für die Branche und auch für uns. Wir stellen Ihnen drei zukunftsweisende Resort-Konzepte für nachhaltiges und bewusstes Reisen vor.

„Wer wie wir in dieser herrlichen Natur lebt, passt erst recht darauf auf, dass wir unseren Planeten schonend behandeln.“

Stefan Hinteregger und Teresa Unterthiner

FORESTIS – Dolomiten, Südtirol

Umgeben von einem dichten Bergwald mit Aussicht auf die Bergmassive des UNESCO Weltnaturerbes Dolomiten und angrenzend an den Naturpark Puez-Geisler liegt das im Juli 2020 eröffnete FORESTIS. Auf einer Höhe von 1.800 Metern gibt es hier bei mildem Klima ein bis ins Detail durchdachtes Urlaubs-Konzept in Sachen Nachhaltigkeit. ABGEFAHREN im Gespräch mit Stefan Hinteregger und Teresa Unterthiner, die die Ursprünglichkeit dieses besonderen Ortes bewahren wollen.

Wann und warum reifte die Idee zu FORESTIS?

Auslöser waren all die Faktoren, die schon da waren: Das klare Wasser, die reine Luft, die vielen Sonnentage und das milde Klima bildeten seit Anfang des 20. Jahrhunderts die vier Säulen des Ortes auf der Plose, und dies gilt auch für das FORESTIS. Nach der Zeit, die wir beide beruflich im Ausland verbracht haben und auf den meisten unserer privaten Reisen durch andere Länder, wurden uns die Einzigartigkeit und die Schönheit unserer Heimat und dieses besonderen Ortes erst richtig bewusst. So wuchs dann langsam unsere Idee, aus dem Bestehenden mehr zu machen. Der Name FORESTIS ergab sich konsequenterweise aus dem Wald, der uns hier umgibt. FORESTIS setzt sich aus dem italienischen Wort „Foresta“ für Wald und den lateinischen Wortstamm-Wurzeln zusammen.

Welche Anstrengungen haben Sie unternommen, um Ihr Resort in den Dolomiten so nachhaltig wie möglich zu gestalten?

Nachhaltigkeit ist für uns kein Schlagwort, sondern eine klare Positionierung und bezieht sich auf den Bau des FORESTIS, den Betrieb und unsere Mitarbeiter. Entsprechend der Vorgaben der KlimaHaus Agentur haben wir in den Bereichen Energieeffizienz, Nachhaltigkeit, Bauqualität und Klimaschutz von Anfang an geplant und gebaut.

Ein Beispiel zur nachhaltigen Bauweise ist die Verarbeitung des Dolomits, den wir während der Bauarbeiten für die drei Holztürme und das Restaurant abgetragen haben. Der Dolomit wurde zu Gesteinsmehl vermahlen, dann mit Lehmerde und Wasser vermischt und mit einem Spachtel aufgetragen und mit Bienenwachs versiegelt. Auf diese Weise findet sich unser Dolomit im ganzen FORESTIS wieder. Besonders sensibel ist das denkmalgeschützte Gebäude. Wichtig war uns die Bewahrung der Tradition und der alten Handwerkskunst. Das sind zum Beispiel die kunstvollen Deckentafeln, die Fenster oder die imposante Treppe im Inneren. Auch das Holz der Fassade blieb unverändert und erzählt von der Geschichte des Gebäudes.

Durch die vertikale Bauweise nimmt der Neubau des FORESTIS nicht so viel Raum ein, dennoch mussten wir einige Bäume fällen. Für jeden gefällten Baum haben wir zwei neue Bäume gepflanzt. Die Energieversorgung im FORESTIS erfolgt über eine eigene Anlage und eine Pellets-Heizanlage bzw. 100 % erneuerbare Energie. Künstliche Leuchtmittel im Garten wurden, wo es ging, durch offene Feuerstellen ersetzt.

Ein sehr wichtiger und großer Bereich ist der FORESTIS Spa, hier arbeiten wir mit einer eigens für uns in Südtirol entwickelten natürlichen Produktlinie. Unser Quellwasser ist wichtiger Bestandteil des Wohlbefindens unserer Gäste und unser Konzept beruht auf den Stärken unserer vier heimischen Bäume: Latsche, Fichte, Lärche und Zirbe.

Wie gehen Sie das Thema Nachhaltigkeit im Restaurant-Bereich an?

Mit unserem Küchenchef Roland Lamprecht haben wir jemanden, der unsere Philosophie und unser Konzept hundertprozentig mit uns teilt. Roland arbeitet mit lokalen Bauern zusammen, die für ihn wieder alte Gemüsesorten anbauen, viele Produkte beziehen wir aus der Region und natürlich auch aus ganz Italien. Wir haben unseren eigenen Kräutergarten und auch sonst findet Roland viele Zutaten für seine „Naturküche“ im Wald. Das gilt auch für unsere Konditormeisterin und Patissière Julia Kofler. Convenience Produkte kommen für Julia nicht in Frage, sie produziert alles selbst und kauft nur die besten Grundprodukte. Ebenso wie Roland Lamprecht findet sie im Wald viele Zutaten, die sie in der Patisserie verwendet. Und unser Team an der Bar arbeitet mit Essenzen aus den Wäldern und kreiert sagenhafte Drinks. Selbstverständlich arbeiten wir nach dem No-Waste-Prinzip mit größter Achtsamkeit mit Blick auf Verpackungsabfall, Wasserverschmutzung und Food Waste. Wer wie wir in dieser herrlichen Natur lebt, passt erst recht darauf auf, dass wir unseren Planeten schonend behandeln.

Nicht nur eine Frage der Nachhaltigkeit, sondern vor allem eine Herzensangelegenheit, sind für uns die Mitarbeiter. Für unsere Mitarbeiter sehen wir uns in der Verantwortung, nachhaltig zu handeln. Das geht los bei der frisch zubereiteten Teamverpflegung, über die Unterbringung im neuen FORESTIS-Personalhaus mit Blick in die Berge oder unseren Wald, bis hin zu einer geregelten 5-Tage-Woche und Freizeitmöglichkeiten.

Auf welche Services, die sonst in gehobenen Hotels zu finden sind, haben Sie bewusst verzichtet?

Unseren Gästen soll es an nichts fehlen, deshalb verzichten wir auf keinerlei Service. Allerdings haben wir unser Angebot entsprechend unserer Philosophie der Nachhaltigkeit angepasst. Das heißt, Sie werden auf unserer Weinkarte Weine aus unserer Region und Italien finden, vielleicht noch den ein oder anderen Wein aus den Nachbarländern, aber sicher keinen Wein aus der neuen Welt. Ebenso werden wir keine Produkte verarbeiten, die es bei uns nicht gibt, wie zum Beispiel Ananas oder eine Dragonfrucht. Bei uns gibt es das, was bei uns wächst oder bei uns lebt – wenn wir von Fisch und Fleisch sprechen.

Wir sehen das weniger als Verzicht als vielmehr eine weitere Steigerung unserer Qualität. Es ist doch schön, wenn wir auf Dinge verzichten können, die man überall bekommen kann – damit heben wir uns natürlich auch von anderen Hotels ab. Zusätzlich kann der Gast noch selbst entscheiden, wenn er auf einen Service verzichten möchte. Die Idee hierzu kommt auch aus dem Gedanken der Nachhaltigkeit. Wer den Housekeeping-Service nicht in Anspruch nehmen möchte, für den pflanzen wir einen Baum, und zwar für jeden Tag, an dem der Service nicht in Anspruch genommen wird, einen.

Eher ungewöhnlich ist die vertikale Bauweise der neueren Bauten. Warum vertikal und nicht horizontal?

Die Entscheidung für eine vertikale Bauweise und damit unserem denkmalgeschützten Haus drei Holztürme zur Seite zu stellen, war das Ergebnis vieler Gespräche und Termine vor Ort mit allen Parteien, die in einem solchen Fall Mitsprache haben – wie das Amt für Denkmalschutz, der Landesbeitrat für Baukultur, der Landschaftsschutz, die Raumordnung und die Gemeinde Brixen.

Am Anfang standen andere Überlegungen. Wir wollten das Dach des bestehenden Hauses ausbauen und hätten es dazu um 60 Zentimeter anheben müssen. Das wurde vom Denkmalschutz nicht genehmigt. Ebenso wie eine Alternative, zusätzliche Suiten in den Hang hinter dem Haus zu bauen. Auch die Idee eine exakte Kopie des bereits bestehenden Hauses daneben zu bauen wurde abgelehnt. Nach vielen Überlegungen reifte schließlich die Idee, die in einer der vielen Begehungen mit den Entscheidungsträgern vorgeschlagen wurde, nämlich, das FORESTIS am Waldrand in die Höhe zu bauen. Durch die vertikale Bauweise brauchten wir viel weniger Platz, denn wir wollten uns diesen besonderen Ort für das FORESTIS schließlich nicht verbauen. Durch die vertikale und die durch und durch nachhaltige Bauweise des FORESTIS, den Einsatz von heimischem Holz für die Fassade der Holztürme und den Innenausbau, den Einsatz des Dolomits und von Stoffen, die im Trentino gewebt werden, haben wir den Bezug zur Landschaft, Natur und unserer Kultur hergestellt. Das alles, dieser spezielle Ort in Palmschoß und das Team machen das FORESTIS einzigartig.

Gibt es Vor- und Nachteile dieser Bauweise?

Also für den Gast hat diese Bauweise nur Vorteile. Das merken wir auch an den Kommentaren unserer Gäste. Von allen unseren Suiten haben wir denselben traumhaften Blick auf das UNESCO Weltnaturerbe Dolomiten. Der Einsatz von Naturmaterialien sorgt für ein extrem gutes Raumklima und einen sehr erholsamen Schlaf. Die großzügige Gestaltung unserer Suiten unterstützt das Wohlbefinden während des Aufenthaltes bei uns. Wenn es überhaupt einen Nachteil gibt, dann macht der sich höchsten für unser Housekeeping bemerkbar, logistisch sind drei Türme etwas aufwendiger als ein horizontales Gebäude. Aber auch das ist etwas, woran man sich gewöhnt und was dann irgendwann zur Routine wird und nicht mehr ins Gewicht fällt.

Sie möchten einen grünen Abdruck hinterlassen. Wie spiegelt sich dieses Bestreben in Ihrer alltäglichen Arbeit?

Wie bereits gesagt, für uns sind Nachhaltigkeit und Umweltschutz keine Phrasen. Wir leben das täglich in allen Bereichen, ob es die Energieversorgung ist, das Waschen der Hotelwäsche, der Einkauf und das Verarbeiten der Produkte in der Küche oder unser Spa und die für die Anwendungen eingesetzten Produkte. Natürlich spielt auch das Rückbesinnen auf alte Traditionen in unserer Küche eine große Rolle und der Respekt vor der Natur.

Sie liegen mit FORESTIS mitten im Ski-Gebiet und haben einen eigenen Lift. Wie verträgt sich das mit dem Umweltschutz?

Wir liegen am Rand des Plose-Skigebiets, ein kleines Skigebiet, das sich stets seine Ursprünglichkeit erhalten hat und nie Teil eines größeren Skigebietes oder einer Skischaukel geworden ist. Der Sessellift stammt noch aus den 1970-er Jahren, der ist schon fast mit dem Wald verwachsen. Wir denken, es ist wahrscheinlich nachhaltiger, ihn auch weiterhin so zu lassen. Übrigens, der Lift gehört uns nicht.

Was möchten Sie künftig noch unbedingt für Ihre Gäste (und die Natur) umsetzen?

Wir haben im Juli 2020 eröffnet, natürlich denkt man immer weiter, aber wir tun das behutsam. Wir werden sicher noch mehr Rückzugsorte für unsere Gäste schaffen, meditative Orte, und wir werden sicher weitere Spa-Produkte entwickeln. Wir stellen uns einen zweiten kulinarischen Platz, neben unserem Restaurant, vor. Aber einen Zeitplan haben wir dafür noch nicht, sonst wäre ja auch die ganze Spannung raus.

„Luxus wird oft missverstanden. Manchmal wird darunter Gold oder Marmor verstanden. Aber Luxus ist kein Objekt, Luxus ist eine Philosophie. Luxus ist das, was selten ist. Es ist das, was eine Saite im Herzen zum Schwingen bringt, wenn es erfahren wird.“

Sonu Shivdasani

Soneva – Malediven & Thailand

Barefoot Luxury ist der Schlüssel zum Erfolg. Im Jahr 1995 von Sonu und Eva Shivdasani gegründet, gilt Soneva weltweit als Vorreiter eines nachhaltig orientierten Luxustourismus. Mit drei Resorts und einer Yacht: Soneva Fushi, Soneva Jani und Soneva in Aqua in den Malediven und Soneva Kiri in Thailand stellen die Gründer und Betreiber eindrücklich unter Beweis, dass Nachhaltigkeit und Luxus ein gut eingespieltes Team sein können. Sonu Shivdasani berichtet uns über die Philosophie dahinter.

Gab es ein Schlüsselereignis, warum Sie das Thema umweltverträgliches Reisen mit einem eigenen Resort – als Eigentümer und Betreiber – in den Malediven vorantreiben wollten?

Ich habe die Malediven zum ersten Mal mit Eva während unserer Flitterwochen besucht und wir haben uns in den Ort verliebt. Ich hatte so etwas noch nie gesehen. Eva liebte die unberührte einfache Lebensweise in den Malediven. Wir beschlossen, ein Resort zu eröffnen, das anders ist und gleichzeitig die Umwelt zu schützen. Wir glauben, dass ein Unternehmen einen klaren Zweck, einen Sinn, haben muss, der über die Erzielung eines Gewinns hinausgeht. Es muss der Gesellschaft, in der es operiert, dienen und einen Beitrag zu der Gemeinschaft leisten. Es darf sich nicht negativ auf die Umwelt auswirken, in der es sich befindet. Gemeinsam haben wir unsere jeweiligen Erfahrungen in Management, Stil und Design kombiniert, um ein Resort zu entwickeln, das unseren Vorstellungen von einem Traumziel für diejenigen entspricht, die gerne im luxuriösen Stil reisen. Wir kauften ein verlassenes Resort auf der weit entfernten 100 Hektar großen Insel Kunfunadhoo in den Malediven und machten uns daran, unseren Traum zu verwirklichen.
Wir glauben, dass ein Unternehmen einen größeren Zweck erfüllen muss als nur die Aktionärsrendite sicherzustellen. Bei Soneva bemühen wir uns, ein beispielhaftes Konzept für die Hotellerie zu erstellen. Nachhaltigkeit ist unser moralischer Kompass. Nachhaltigkeit zieht sich durch unseren Kern und wir sind stets bemüht, die negativen Umweltauswirkungen unserer Aktivitäten zu begrenzen.

Was haben Sie schon zu der Zeit anders gemacht als andere Resort-Betreiber?

Am Anfang stießen wir auf große Skepsis, als wir uns bemühten, unseren Traum zu verwirklichen. Wir standen auch vor der Herausforderung, die Finanzierung für den Bau zu bekommen. Einer der Gründe dafür war, dass wir uns geweigert haben, hunderte von Zimmern zu bauen und den Massenmarkt zu bedienen, der zu dieser Zeit in den Malediven die Norm war. Wir wollten kein Produkt anbieten, bei dem sich unsere Gäste wie Sardinen in der Büchse fühlen und das auf Masse abzielt. Stattdessen haben wir uns entschieden, eine begrenzte Anzahl von Villen zu bauen – ursprünglich 42 –, obwohl wir uns auf einer der größten Inseln der Malediven befinden. Zusätzlich haben wir ein Spa gebaut, was zu dieser Zeit auch ungewöhnlich war. Heute würden Sie als verrückt gelten, wenn Sie kein Spa in die Resortentwicklung einbeziehen würden.
Was uns an den Malediven faszinierte, war die natürliche Schönheit, und wir wussten, dass man die Anzahl der kommenden Menschen begrenzen musste, um diese zu bewahren. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Kombination von Luxus und Nachhaltigkeit das richtige Geschäftsmodell ist. Und wenn man es richtig macht, ist es auch das erfolgreichste Geschäftsmodell.

Ich habe jedoch nicht geahnt, dass unsere sehr persönliche Vision von lokal gefertigten Villen und einem umweltbewussten Lebensstil die Grundlage für eine erfolgreiche Collection von Weltklasse-Resorts bilden würde. Aber genau das ist passiert. Soneva Fushi war das erste Luxus-Castaway-Resort in den Malediven und war Vorreiter des Trends „Back to Nature“-Luxusreisen. Was wir seinerzeit nicht absehen konnten, war, dass wir damit einen Beitrag dazu geleistet haben, dass die Malediven sich vom 3-Sterne-Massentourismus zu der Luxusdestination wandelte, wie wir sie heute kennen.

Ich bin stolz darauf, dass Soneva als das erste nachhaltige „Barfuß“-Luxusziel bekannt wurde und wir es geschafft haben, Luxus und Nachhaltigkeit zu kombinieren. Ich bin auch stolz darauf, dass wir einige der weltweit renommiertesten Auszeichnungen für Luxus und Nachhaltigkeit gewonnen haben, darunter den Tourism for Tomorrow Award des World Travel & Tourism Council. Die Leser von Condé Nast Traveller UK haben uns viele Male zum Besten der Besten gewählt.

Wie würden Sie Ihre Unternehmensphilosophie beschreiben?

Unsere Unternehmensphilosophie dreht sich um SLOW LIFE, ein Leitprinzip für alle unsere Resorts. Es ist sowohl unser moralischer Kompass als auch unser Betriebskompass. Unsere Reise ist ähnlich wie das Zwiebelprinzip, bei dem verschiedene Schichten nach und nach abgetragen werden. Jedes Mal, wenn wir eine Ebene erreicht haben – also eine Schicht abgezogen haben – und das Gefühl haben, den Code geknackt zu haben, entdecken wir neue Dinge, die zu tun sind.

Mit Blick auf ihre Häuser in Thailand und in den Malediven – was würden Sie als einzigartig bezeichnen?

Wenn unsere Gäste ankommen, fragen wir zuerst, ob sie ihre Schuhe ausziehen möchten. Unser Mantra „Keine Nachrichten, keine Schuhe“ hilft unseren Gästen, den Sand zwischen ihren Zehen zu spüren. Einige ziehen ihre Schuhe während ihres gesamten Aufenthalts bei uns nicht wieder an. Einige Gäste sagen bei ihrer Abreise, dass es seltsam ist, wieder zu Socken, Schuhen und High Heels zurückzukehren.
Mit unseren Speisen- und Getränkeangeboten bemühen wir uns, die Zutaten so lokal wie möglich zu beziehen, sei es aus unseren Biogärten und aus dem Meer, das uns umgibt, aus dem wir Gutes fischen. Oder wir lassen uns von benachbarten Inseln und Ländern beliefern. Das hat zwei enorme Vorteile: Erstens müssen unsere Zutaten nicht so weit reisen, um die Teller unserer Gäste zu erreichen, wodurch die Nährstoffe erhalten bleiben. Und zweitens reduziert diese Art auch unsere CO2-Emissionen. Es gibt absolut keine schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt und unsere Gäste genießen ihre Mahlzeiten mit dem Wissen, dass die Lebensmittel, die sie konsumieren, frei von Chemikalien sind, aus fairem Handel stammen und nachhaltig beschafft wurden. Jedes unserer Resorts verfügt über einen eigenen Bio-Garten, in dem wir Kräuter, Obst und Gemüse für unsere Restaurants anbauen. Wir glauben, dass dies der beste Weg ist, um unseren Gästen die frischesten und leckersten Produkte zu bieten. Außerdem müssen keine Produkte mehr zu unseren Resorts transportiert werden, wodurch die Menge an Kohlenstoff verringert wird, die wir sonst ausgleichen müssen. Andere Beispiele sind die fair gehandelte dunkle Schokolade in unseren Schokoladenräumen oder die biodynamischen und biologischen Weine, die vornehmlich auf unseren Weinkarten zu finden sind.
Am besten gefallen mir in unseren Resorts die Freiluftkinos, die Observatorien, die Wasserrutschen und die großen Außenbäder. Wir glauben, dass dies wahrer Luxus ist: einen Film unter dem Sternenhimmel ansehen, die Wunder des Weltraums erkunden und das Baden inmitten der Natur.

Auf welches Projekt sind Sie besonders stolz und warum?

Viele unserer Initiativen haben einen großen Einfluss auf die Nachhaltigkeit gehabt und darauf sind wir sehr stolz. In vielerlei Hinsicht sind alle Projekte wichtig, da es die Summe aller Initiativen ist, die eine nachhaltige Wirkung erzielt. Wenn ich ein Projekt auswählen müsste, würde ich die Myanmar Stoves Campaign nennen, da es auf vielfältigen Ebenen wirkt. Es reduziert die Abholzung der Wälder und damit den CO2-Ausstoß. Gleichzeitig wirkt es im gesundheitlichen Bereich, weil weniger Rauch und Ruß in der damit reineren Luft schweben. Das Projekt schafft Arbeitsplätze für unsere Lieferanten und verbessert das Familieneinkommen. In nur vier Jahren konnten wir durch unser soziales Engagement einen Wert von 14 Mio. US-Dollar generieren, von dem 140.000 Menschen profitierten. Darauf kann man stolz sein.

Außerdem sind wir im Februar 2020 mit Soneva Namoona gestartet. Das ist unser Vorzeigeprojekt, das die Abfallwirtschaft in den Malediven neu definiert: reduzieren, recyceln, inspirieren. „Namoona“ bedeutet in Dhivehi – der Sprache der Malediven – beispielhaft. Und das ist unser Ziel. Zusammen in partnerschaftlicher Beziehung mit den anderen Inseln möchten wir ein Beispiel geben, dass es anders geht. In einem Land, das über wenige kommunale Abfallentsorgungseinrichtungen und zudem über wenig Land verfügt, war das Meer traditionell die Müllhalde für die Inseln. Das war lange Zeit unproblematisch, weil der größte Teil des Abfalls organisch war. Heute handelt es sich bei diesen Abfällen allerdings um Plastikflaschen, Plastikverpackungen und Aluminiumdosen.

Insgesamt bin ich stolz darauf, dass Soneva das erste Barfuß-Luxusresort seiner Art war. Daraus ist eine Familie von Resorts entstanden, die immer einen Schritt voraus war. Noch heute ist Soneva ein Innovator und führend in der Hospitality-Welt, wenn es um Gästeerlebnisse und Nachhaltigkeit geht. In jüngerer Zeit bin ich wirklich stolz auf unsere neuen Wasser-Retreats im Soneva Fushi und dem Beginn des zweiten Kapitels im Soneva Jani.

1995 stand nachhaltiges Reisen noch nicht so im Vordergrund wie heute. Sind Sie anfangs belächelt worden, weil Nachhaltigkeit und Luxus als nicht vereinbar bzw. als nicht wirtschaftlich galt?

Was bedeutet für Sie nachhaltiger Luxus?

Ganz klassisch würden die Leute sagen, wenn etwas nachhaltig ist, kann es nicht luxuriös sein. Oder: Wenn etwas luxuriös ist, kann es nicht gut für einen selbst sein. Luxus und Nachhaltigkeit sind bei Soneva keine Gegensätze. Sie arbeiten in perfekter Harmonie zusammen und befruchten sich gegenseitig. Das Ergebnis ist, dass wir umso luxuriöser werden, je nachhaltiger wir sind. Um in dem Umfeld, in dem wir uns heute befinden, relevant zu bleiben – bei all dem Tempo, in dem sich Wandel vollzieht – müssen wir permanent am Ball bleiben und uns ständig weiterentwickeln. Aber damit Innovationen und Entwicklungen erfolgreich sind, braucht die Kreativität eine Struktur. Wir lassen uns vom Prinzip des „Intelligenten Luxus“ leiten. „Intelligent“ im ursprünglichen Sinne des lateinischen Wortes „Intellego“ – das bedeutet in erster Linie „verstehen“.

Luxus wird oft missverstanden. Manchmal wird darunter Gold oder Marmor verstanden. Aber Luxus ist kein Objekt, Luxus ist eine Philosophie. Luxus ist das, was selten ist. Das, was neu ist, aber auch das, was wahr ist, wenn es eine Saite im Herzen zum Schwingen bringt, wenn du es erlebst.

In den letzten 50 Jahren haben wir einen großen demografischen Wandel in Bezug auf die Reichen erlebt. Historisch gesehen waren die Reichen die Landherren, die ihren Reichtum geerbt hatten. Sie verbrachten die meiste Zeit auf ihren großen Anwesen, wo sie viel frische Luft, frisches Essen, Platz und Privatsphäre hatten. Sie hatten Schlamm unter den Füßen. Was in der Vergangenheit für die Reichen selten war, war sich schick zu kleiden und in der Stadt auszugehen. Sich mit Gold und Kristall zu umgeben. Champagner zu trinken und Live-Musik zu hören. 

Heute leben die Reichen in den dicht besiedelten Metropolen der Welt, sei es in London, Paris oder New York. Was die Reichen der Vergangenheit als selten empfanden, ist heute für die Reichen von heute alltäglich, und was die Reichen in der Vergangenheit für selbstverständlich hielten – frisches Essen, frische Luft, Zeit und Raum – ist für die Reichen von heute ein seltenes Gut. Nachhaltigkeit und Gesundheit erleben unsere Gäste in ihren Heimatstädten nur selten. Es gelingt selten, sich zu amüsieren und dabei die Gesundheit und die Umwelt nicht zu schädigen. Deshalb haben wir scheinbare Gegensätze kombiniert und Wege gefunden, wie diese scheinbaren Gegensätze Hand in Hand leben können.

Die abgeschiedene Lage der Malediven stellt Sie vor Herausforderungen – Wasser, Strom, Baumaterialien, Müllentsorgung, Beschaffung von Lebensmitteln. Wie bringen Sie das in Einklang mit ihrem Anspruch an den Umweltschutz?

In gewisser Weise fühlen wir uns privilegiert, dass wir auf unserer abgelegenen Insel alles abdecken müssen, z. B. Strom erzeugen, Wasser produzieren und Abfall verwalten. Dadurch hatten wir von Anfang nicht „nur“ unsere Gäste im Blick, sondern einen klaren Fokus auf diese Themen. Um zu uns zu gelangen, müssen unsere Gäste weite Strecken zurücklegen. Im Durchschnitt führt die Hin- und Rückfahrt eines Gastes zu Emissionen von rund 1 Tonne CO². Unsere Gäste haben keine andere Wahl als zu fliegen, um unsere abgelegenen Resorts zu erreichen. Weil wir noch sehr weit von emissionsfreien Flugreisen entfernt sind und es noch lange dauern wird, bis die Fluggesellschaften über entsprechende Technologien verfügen werden, haben wir beschlossen, die Emissionen jedes Gastes durch eine CO²-Abgabe von 2 Prozent des Rechnungsbetrags auszugleichen. Mit dieser kleinen Abgabe, die auf dem Preis für die Villen basiert, kann die Soneva Foundation in Projekte investieren, um ökologische, soziale und wirtschaftliche Projekte zu fördern und die CO²-Emissionen sowohl für die Flüge der Gäste als auch für die Resortaktivitäten ausgleichen.

Wie sieht Ihre Vision für die Zukunft aus?

Ich werde Soneva die nächsten 30 Jahre leiten. Wir haben eine fantastische Zukunft vor uns. Wir werden noch viele solcher Krisen sehen, wie wir sie gerade erlebt haben. Ich glaube jedoch, dass man eine Krise immer überwinden wird, wenn man ihr mit einer positiven Einstellung begegnet. Für Soneva planen wir den Bau weiterer Resorts in den Malediven. Wir planen auch die Eröffnung eines Soneva in Okinawa, Japan. Dort wird es ein Resort mit einem Spa geben und es werden Überwasser- und Inselvillen – wie im Soneva Fushi und im Soneva Jani – gebaut.

Es gibt noch eine Sache, auf die ich mich freue: Soneva Soul, ein Resort, das sich dem Thema Wellness widmet. Bei Soneva Soul möchten wir den medizinischen Aspekt des Wohlbefindens stärker in den Vordergrund rücken und beispielsweise Rehabilitation und Erholung von medizinischen Eingriffen sowie nicht-invasive medizinische Behandlungen anbieten.

„Die derzeitige Covid-Krise sollte nicht ungenutzt verstreichen. Weil wir zu einem unfreiwilligen Innehalten gezwungen werden, haben wir die einzigartige Chance, zu überdenken und neu zu definieren, was wirklich wichtig und bedeutungsvoll ist.“

Costantza Sbokou

Cretan Malia Park – Kreta, Griechenland

Nach einer umfassenden Renovierung wurde das Cretan Malia Park 2020 neu eröffnet. Es gehört zu fünf familiengeführten Häusern auf Kreta und steht neben der sprichwörtlichen griechischen Gastfreundschaft für ein beispielhaft nachhaltiges Urlaubs-Resort. Traditionelle Werte wie Respekt vor Mensch und Natur sowie eine starke Einbindung der lokalen Kultur bestimmen das Handeln der beiden Schwestern Agapi and Costantza Sbokou. ABGEFAHREN hat nachgefragt.

Was haben Sie alles umgesetzt, um Ihre Ansprüche an eine nachhaltige Urlaubsdestination mit mediterranen Lifestyle zu verwirklichen?

Costantza Sbokou: Ich war schon immer besorgt über die Auswirkungen, die wir als Menschen bei jedem Schritt hinterlassen, den wir machen. Als wir mit der Renovierung und Neupositionierung des Cretan Malia Park begannen, arbeiteten Agapi und ich in verschiedenen Bereichen, aber mit einer Vision: ein Resort zu schaffen, das die Authentizität Kretas aufnimmt und die Umwelt so wenig wie möglich belastet. Architektur, Design und Produkt sollten aufeinander abgestimmt sein. Angetrieben von unseren eigenen Bedürfnissen und Wünschen wollten wir einen Ort der Entschleunigung in einer authentischen kretischen Umgebung schaffen, die unsere Gäste mit den Einheimischen, der kretischen Natur und dem kretischen Erbe verbindet. Nachhaltige Gästeerlebnisse stehen im Mittelpunkt des Angebots unserer Resorts. Unser Phāea Farmers Program ist nur ein Beispiel, auf das wir sehr stolz sind und das unser Engagement für unsere Vision zeigt.

Durch Investitionen in die landwirtschaftlichen Bemühungen unserer Mitarbeiter bieten die Phāea Resorts Unterstützung durch die Zusammenarbeit mit Agronomen, die in biologischen Anbaumethoden und einer nachhaltigen Landnutzung schulen. Letztlich schafft das Programm mehr Wertschöpfung und Qualitätsproduktion und die Resorts können die qualitativ hochwertigsten lokalen Produkte für die Verwendung in den Restaurants des Resorts beziehen.

Was hat Sie dazu inspiriert? Gab es ein Ereignis, das Sie zum Umdenken bewegt hat?

Agapi Sbokou: Es war kein einzelnes Ereignis, sondern ein langsamer Denkprozess, der für unser Unternehmen bereits in den frühen 90er Jahren mit unserem Vater begann, der bewusste Schritte zum Schutz der Umwelt unternahm. Im Laufe der Jahre und nachdem wir die Geschäftsführung übernommen haben, wollten wir dieses Unternehmen auf das nächste Level heben und auf unsere eigene Weise dazu beitragen, uns von allem zu entfernen, was mit Massentourismus zu tun hat. Und im Cretan Malia Park dreht sich alles darum: die persönliche Aufmerksamkeit, die unseren Gästen zuteil wird, das Hochhalten der Familienwerte, Ernährung gemäß kretischer Tradition – das alles verbinden wir zu einem ganzheitlicheren Ansatz. Design kombiniert mit exzellenter lokaler Kunst, Nachhaltigkeitsprogramme für die Umwelt, unsere eigenen Mitarbeiter und die lokale Gemeinschaft.

Costantza Sbokou: Die derzeitige Covid-Krise sollte nicht ungenutzt verstreichen. Weil wir zu einem unfreiwilligen Innehalten gezwungen werden, haben wir die einzigartige Chance, zu überdenken und neu zu definieren, was wirklich wichtig und bedeutungsvoll ist. Das gilt auch für den Tourismus. Wir sollten das Narrativ unseres Landes klar kommunizieren. Der Stellenwert von Griechenland als Marke wurde durch den erfolgreichen Umgang mit der Covid-Krise stark aufgewertet. Nun liegt es jedoch in hohem Maße an der hiesigen Tourismusbranche, um den Beweis anzutreten, dass ein Besuch in unserem schönen Land nicht nur sicher, sondern auch bereichernd, bedeutungsvoll und lehrreich wie nie zuvor ist. 

Was kann im Cretan Malia Park getan werden, um noch nachhaltiger zu werden?

Agapi Sbokou: Wir werden unser verantwortungsbewusstes Tourismusprogramm noch rigoroser als je zuvor fortsetzen. Wir haben gerade die zweite Phase mit vielen neuen Initiativen begonnen, die innerhalb der nächsten drei Jahre stattfinden sollen. Ein zertifiziertes Programm für nachhaltiges Landschaftsmanagement verbessert die Bodengesundheit, reinigt Luft und Wasser und erhöht die Energieeffizienz. Während ein sicheres Chemikalienmanagementprogramm zu einer Landwirtschaft führt, die völlig frei von chemischen Düngemitteln und synthetischen Pestiziden ist, trägt es zu einer sichereren, natürlicheren Landschaft bei, in der die lokale Flora und Fauna gedeihen kann. Das Cretan Malia Park wird in diesem Jahr zudem zu einem bienenfreundlichen Hotel, indem wir ein bienenfreundliches Umfeld für Bestäuber schaffen werden.
Das Phāea Farmers-Programm, das wir zuvor schon kurz angesprochen haben, konzentriert sich auf unsere Mitarbeiter, die Landwirte und Produkte, die aus Olivenöl gewonnen werden, weiterhin auf Gemüse, Trauben und Honig bis hin zu nachhaltig gefangenem Wildfisch und Bio-Wein. Wir erweitern dieses Programm und schaffen ein Netzwerk nachhaltiger landwirtschaftlicher Erzeuger in der Region, um den Gästen qualitativ hochwertigere Produkte anzubieten und die lokalen Gemeinschaften zu unterstützen.

Costantza Sbokou: Erwähnenswert sind auch unsere beharrlichen Bemühungen, den Energieverbrauch, insbesondere den Stromverbrauch, zu minimieren, indem nur Grill und Steinofen zur Zubereitung von Gerichten verwendet werden. Das Programm zur Installation von Photovoltaik-Paneelen trägt weiter zu den Bemühungen des Resorts bei, die negativen Auswirkungen auf die Umwelt zu verringern.

Wie begeistern Sie Ihre Mitarbeitenden für das Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz?

Agapi Sbokou: Das Engagement der Mitarbeiter ist für uns alle in Phāea Resorts ein wichtiger Schwerpunkt. Wir wollen Gleichgesinnte zusammenbringen und Menschen motivieren, die seit mehreren Jahren bei uns sind und sich wie eine Familie fühlen. Wir möchten eine Arbeitskultur schaffen, die auf Nachhaltigkeit basiert, nicht als ein Trend, sondern als ein Lebensstil. Wir möchten sie daran erinnern, wie Dinge früher in ihren Dörfern liefen, wie die Jahreszeiten unterschiedliche Erzeugnisse heranreifen ließen und damit das bestimmten, was gegessen wurde. Wir entwickeln in allen unseren Resorts Green Teams, um jeden an Bord zu holen und für unsere Umweltinitiativen zu gewinnen.

Eines unserer Hauptprojekte ist das Phāea Farmers Program, das die Mitarbeiter des Resorts unterstützen soll, die in der Nebensaison als Landwirte arbeiten. Durch die Zusammenarbeit mit Agronomen werden die Landwirte in ökologischen Anbaumethoden und nachhaltiger Landnutzung geschult. Das Programm kommt nicht nur dem saisonalen landwirtschaftlichen Personal zugute, sondern auch der Gesundheit, der Umwelt und der Wirtschaft der örtlichen Gemeinde. Die Landwirte sind in der Lage, ihr Jahreseinkommen zu steigern, zur Wirtschaft der Region beizutragen, und die Ausbildung in nachhaltiger Landnutzung kommt dem Boden zugute und rät vom Einsatz gefährlicher Pestizide und Chemikalien ab. Durch diese Bemühungen kommen unsere Gäste in den Genuss frischer Produkte, die authentisch lokal, nahrhaft, saisonal und umweltfreundlich sind – einschließlich Wein und Kräuter, Honig, Obst, Oliven, Gemüse, Produkte aus Aloe sowie Milchprodukte. Die Gäste können sich darauf verlassen, dass sie wissen, woher das Essen stammt und welche positiven Auswirkungen es auf Land, Reiseziel und Kultur hat. In diesem Jahr erweitern wir dieses Projekt, um über Phāea Farmers unser eigenes Phāea-Olivenöl zu produzieren, das wir in unseren Küchen und Restaurants verwenden.

Nachhaltigkeit verstehen Sie nicht nur ökologisch, sondern Sie übernehmen auch soziale Verantwortung. Wie sieht das konkret auf Kreta aus?

Costantza Sbokou: Wir glauben an unser Heimatland, möchten es unterstützen und fühlen uns den Menschen und der lokalen Gemeinschaft verpflichtet. Deshalb integrieren wir soziale Verantwortung in jede unserer Handlungen. Unser Engagement umfasste die Renovierung und den Ausbau der Endoskopie-Abteilung des Agios Nikolaos General Hospital und die Abteilung für Herzchirurgie des Universitätsklinikums Heraklion. Außerdem leisteten wir Sachspenden an örtliche Schulen und Pflegeheime sowie finanzielle Spenden an verschiedene lokale Organisationen. Für Phāea Resorts beginnt Wohltätigkeit wirklich vor der Haustür, aber diese und viele andere Dinge geschehen leise hinter den Kulissen. Darüber hinaus fördern wir die Freiwilligenarbeit durch organisierte Aktionen mit unseren Mitarbeitern. Wir unterhalten unsere eigene Blutbank für unsere Mitarbeiter und deren Familien und haben in der vergangenen Saison verschiedene Maßnahmen ergriffen, die über die Anforderungen des griechischen Staates hinausgingen, um während der Pandemie zu gewährleisten, dass sich die Mitarbeiter bei ihrer Arbeit wohl- und sicher fühlen.

Sie binden auch Ihre Gäste mit Strandsäuberungsaktionen, Führungen durch den hoteleigenen Garten inkl. Ernten der Zutaten für das eigene Essen – sofern die Gäste es wünschen. Warum ist Ihnen das wichtig?

Costantza Sbokou: Unser Ziel ist es, eine entschleunigte, authentische Umgebung zu schaffen, die unsere Gäste mit dem Ort und seinen Menschen sowie mit der natürlichen Schönheit und dem Erbe Kretas verbindet. Wir bringen Gleichgesinnte zusammen und versuchen, etwas zu schaffen, das den Menschen etwas bedeutet. Durch gemeinsame Aktionen, an denen sie teilnehmen, entsteht ein besonderer Spirit. Unsere Gäste lieben es, an solchen Initiativen teilzunehmen, die von inspirierenden Menschen geleitet werden.

Hat Corona Ihre Sicht auf nachhaltigen Tourismus noch einmal verändert? Glauben Sie, dass die Corona-Pandemie ein Umdenken der Gäste in puncto Reisen bedeutet?

Agapi Sbokou: Wir haben die mutige Entscheidung getroffen, trotz der schweren Auswirkungen auf den Tourismus im vergangenen Jahr, unser Nachhaltigkeitsprogramm fortzusetzen und auch unserer ambitioniertes Phāea Farmers Programm umzusetzen. Wir haben das Gefühl, dass dieses Jahr uns alle in vielerlei Hinsicht beeinflusst hat und uns darüber nachdenken ließ, was im Leben wichtig ist. Das hat auch ein Umdenken in Bezug auf die Art und Weise des Reisens beschleunigt, insbesondere wenn es um Luxusreisen geht. Wir haben das Gefühl, dass Menschen mehr Wert auf achtsame Erfahrungen legen. Sie wollen Zeit an Orten verbringen, die authentisch und einzigartig sind, bei Menschen, die sich wirklich verbinden möchten und vielleicht möchten auch die Gäste dem Gastland mit ihren Geschichten etwas zurückgeben. Wir versuchen mehr Aufmerksamkeit für unsere schöne Insel zu bekommen. Es gibt hier so viel Schönheit, die wir mit unseren Gästen teilen möchten. Und nein, wir ändern unsere Meinung darüber nicht!


Nachhaltig Reisen – aber wie?

Jeder kann etwas tun, um der Umwelt weniger zu schaden. Wir haben ein paar Tipss für Sie zusammengestellt


  • Wenn möglich, auf das Flugzeug als Transportmittel verzichten. Bei Fernreisen ist das natürlich nicht möglich, hier kann aber der CO²-Ausstoß kompensiert werden, z. B. bei der Non-Profit-Organisation atmosfair.de, die verschiedene Klimaschutz-Projekte weltweit unterstützt. Wenn man fliegt, bleibt man am besten länger in einem Land. Das ergibt zudem aus gesundheitlicher Perspektive Sinn: Denn die Erholung setzt erst nach drei Wochen richtig ein. Nicht nur Flugreisen, sondern auch Kreuzfahrten wirken sich äußerst negativ auf die Umweltbilanz aus. Sich einfach mal inspirieren lassen. Denn es gibt auch andere Ziele, die in der Umgebung liegen und mit dem Zug zu erreichen sind. Gerade in letzter Zeit sind viele attraktive Alternativen in Deutschland, Österreich und der Schweiz entstanden. Egal ob Bio-Hof, Übernachten im Leuchtturm oder auf dem Museumsschiff – wer anders urlaubt, kann dabei das Klima schonen
  • Bei der Auswahl der Unterkunft sollte man sich im Vorfeld informieren, wie „grün“ das Resort/das Hotel/die Pension arbeitet. Werden Einheimische beschäftigt und werden lokale Produkte, z. B. bei der Zubereitung der Mahlzeiten, verwendet? Es ist ratsam, bei Reiseanbietern mit verbindlichen Umwelt- und Sozialstandards zu buchen.
  • Bei Städtetrips kann die Destination häufig gut zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit dem öffentlichen Nahverkehr erkundet werden. Oder man teilt sich mit anderen Reisenden einen Mietwagen oder hält nach Carsharing-Angeboten Ausschau.
  • Vor Ort empfiehlt es sich, lokale Produkte zu kaufen, Müll zu vermeiden (z. B. Wasserflaschen wieder befüllen (lassen), um Plastik zu reduzieren) und einheimische Tour-Anbieter nutzen. Siegel wie z. B. TourCert weisen touristische Dienstleister aus, die im Sinne des nachhaltigen Tourismus arbeiten. Und auf jeden Fall Rücksicht nehmen auf sensible Lebensräume, Tiere und Pflanzen. Ganz im Sinne von „Take nothing but photos – leave nothing but footprints“. Und wer gerne schwimmt und schnorchelt, sollte auf umweltfreundliche Sonnencreme achten – oder noch besser im Langarm als Sonnenschutz oder Neoprenanzug in die faszinierende Unterwasserwelt eintauchen.
  • Und schon beim Kofferpacken überlegen: Was brauche ich eigentlich? In Summe aller Reisenden wirkt sich jedes Gramm auf den CO²-Ausstoß aus. Außerdem reist es sich beschwingter mit leichtem Gepäck.
  • Zum nachhaltigen Reisen gehört der Respekt vor der Kultur, der Gesellschaft, der Religion und den Menschen des Landes, bei denen wir zu Gast sind. Mit Individualreiseführern kann man sich vorab schon gut über die Gepflogenheiten informieren. Und es schadet nicht, zumindest ein paar Worte in der Landessprache zu lernen. Das öffnet Türen und Herzen. Und wenn man sprachlich nicht weiterkommt, wird ein Lächeln überall auf der Welt verstanden.

Buch-Tipp: Dirk Engelhardt: Anders urlauben. Reise Know-How Verlag, 17,90 €


Hotel-Tipps

Cretan Malia Park

Nachhaltiger Tourismus trifft luxuriösen, mediterranen Lebensstil. 204 komplett renovierte Zimmer, Bungalows und Suiten überraschen mit Wohlfühl-Ambiente im Hygge-Style. Das Hotel präsentiert sich in einer herrlichen grünen Oase direkt am privaten Sandstrand. 3 Restaurants lassen keine kulinarischen Wünsche offen. Ein Highlight ist das Mouris, das Outdoorrestaurant inkl. Outdoorküche zelebriert die kretische Lebensweise – authentisch und gesund. Zudem wartet ein umfangreiches Sportangebot an Land und am Wasser auf alle Gäste, denen Bewegung im Urlaub wichtig ist.

www.cretanmaliapark.gr/de

FORESTIS, Dolomiten, Südtirol

Reines Quellwasser, ausgezeichnete Höhenluft, mildes Klima und überdurchschnittlich viele Sonnentage – die Ploseregion bietet beste Voraussetzungen für einen erholsamen Urlaub inmitten der Natur. Auf 1.800 Metern und auf Augenhöhe mit den Dolomiten liegt Südtirols neues Refugium mit 62 Suiten und dem knapp 2.000 m2 großen FORESTIS Spa oberhalb von Brixen. Unterhalb des historischen Hauses befindet sich das terrassenförmig angelegte Restaurant. Wie auch von den Suiten eröffnet sich von hier der freie Blick auf die beeindrucken Bergmassive, die zum UNESCO Weltnaturerbe zählen. Auch kulinarisch ein Highlight: Mittelmeerküche gepaart mit alpinen Zutaten schmeicheln dem anspruchsvollen Gaumen. Natürliche Bau-Materialien wie Holz kreieren im FORESTIS diese ganz besondere Atmosphäre. Das ist Natur durch und durch.

www.forestis.it/de

Soneva Jani, Malediven

Im Herbst 2016 eröffnete das jüngste Haus der Soneva-Familie im Noonu Atoll – nur etwa 40 Flugminuten von der maledivischen Hauptstadt Malé entfernt. Das Resort, dessen Name im Sanskrit „Weisheit“ bedeutet, wurde in die üppig tropisch Vegetation der Inseln eingebettet. Mit fünf Inseln, von denen vier in ihrem ursprünglichen Zustand belassen werden, gilt Soneva Jani als das Bauprojekt mit der geringsten Besiedlungsdichte in den Malediven. Umgeben von dem kristallklarem Wasser einer Lagune stehen den Gästen 24 komfortable Wasser-Villen und eine Insel-Villa zur Verfügung. Für Entertainment sorgt ein Kino – selbstverständlich open air. Und fernab von jeglicher Zivilisation eröffnet sich ein klarer Sternenhimmel, den man in Europa vergeblich sucht. Neben dem Observatorium befindet sich „The Gathering“, das dreistöckige Herzstück des Resorts, mit Spa, Hotelshop, Bücherei, Weinkeller und Restaurants, die eine exquisite Küche bieten.

www.soneva.com

Soneva Fushi, Malediven

Barefoot Luxus at its best. Das 1995 eröffnete Resort Soneva Fushi gilt als Vorreiter in Sachen sanfter und nachhaltiger Tourismus in den Malediven. „No news, no shoes“ ist hier Programm. Denn einzigartige Urlaubserlebnisse sind in der Schönheit der Natur zu finden. Das ist wahrer Luxus. 57 private Villen mit eigenem Strand fügen sich harmonisch ins dichte Grün der Landschaft der Privatinsel im Baa Atoll ein, dessen Riff zum UNESCO Biosphären Reservat erklärt wurde. Neu hinzu gekommen sind 8 Wasservillen der Superlative. Natürlich steht fangfrischer Fisch auf der Karte des nachhaltig agierenden Restaurant. In Salons wird hausgemachte Eiscreme und Schokolade kredenzt, ein Children’s Den lädt zur Schatzsuche und der Weinkeller ist Heimat von über 500 erlesenen Tropfen. Besonderer Beliebtheit erfreut sich das „Cinema Paradiso“ im Freien. Und der Sternenhimmel über dem Indischen Ozean ist unvergesslich – einfach so oder mithilfe des hauseigenen High-Tech-Observatoriums. Ein Paradies für Groß und Klein.

www.soneva.com

Soneva Kiri, Thailand

Inmitten der tropischen thailändischen Insel Koh Kood wartet das Soneva Kiri mit luxuriösen Villen auf – mit eigenem Pool und Terrasse. Die 35 Pool-Villen wurden behutsam über die dschungelbewachsenen Hügel und dem idyllischen Strand der Insel verteilt. Koh Kood ist die viertgrößte Insel Thailands, aber dennoch vergleichsweise spärlich besiedelt. Wie in allen Soneva-Resorts wird Umweltschutz und Nachhaltigkeit groß geschrieben. Im Einklang mit der Natur und im Hier und Jetzt zu sein, das ist der größte Luxus. Einmalig ist das „Treepod Dining“. Hoch in Wipfeln der Urwaldriesen lassen sich bestens Spezialitäten der heimischen Küche genießen – Meerblick inklusive. Selbstverständlich finden Gäste auch hier die Annehmlichkeiten und Freuden für die Soneva bekannt ist. Neben Observatorium, Freiluftkino und einem Children’s Den in Form eines Mantarochens lockt der Privatstrand North Beach, der in nur zehn Minuten Bootsfahrt vom Resort erreicht werden kann. Und vielleicht begegnet man unterwegs schon einigen Meeresbewohnern.

www.soneva.com

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