Genuss

Klettern und Bouldern in der Fliegerhalle

Steil gehen


Text: Eike Birck
Fotos: Fliegerhalle Braunschweig

„Bei uns kann beim Bouldern jeder sofort loslegen“, sagt Marco Fleck über das Kletter- und Boulderparadies auf dem Gelände des ehemaligen Westbahnhofs in Braunschweig. Und das geht drinnen wie draußen richtig gut. Aus der alten Fliegerhalle ist mit einer großen Glasfassade und Holz, das von einer filigranen Stahlkonstruktion aus den 1930er Jahren gestützt wird, ein echtes Schmuckstück geworden.

„Bei uns kann beim Bouldern jeder sofort loslegen“, sagt Marco Fleck über das Kletter- und Boulderparadies auf dem Gelände des ehemaligen Westbahnhofs in Braunschweig. Und das geht drinnen wie draußen richtig gut. Aus der alten Fliegerhalle ist mit einer großen Glasfassade und Holz, das von einer filigranen Stahlkonstruktion aus den 1930er Jahren gestützt wird, ein echtes Schmuckstück geworden. Beim Bouldern geht es etwa vier Meter in die Höhe, die Matten sind weich, falls man mal fallen sollte. Beim Seilklettern – hier sind es schon neun Meter Höhe – braucht man einen Partner zum Sichern und etwas mehr Know-how. „Wir bieten jede Woche einen Einstiegskurs an, bei dem die Basics vermittelt werden“, erzählt der Betriebsleiter. „Die Technik spielt eine große Rolle. Man muss lernen, das Gewicht möglichst gut auf die Füße zu verlagern. Allein mit Armkraft kommt man nicht weit.“ Im Außenbereich fällt sofort der 17 Meter hohe Kletterturm ins Auge. „Normalerweise werden alte Schornsteine zum Klettern umfunktioniert. Eine Besonderheit unseres Turms ist, dass er eigens für Kletterer konzipiert ist und über 30.000 Löcher für die Griffe aufweist“, erklärt Marco Fleck. „So können wir immer wieder neue Routen schrauben.“ Das wissen nicht nur die vielen Kletterenthusiasten zu schätzen, sondern auch WM-Teilnehmer, wie der Braunschweiger Thorben Bloem, der zum Bundes- und Landeskader gehört und regelmäßig am Turm trainiert. Auch in der Halle werden immer wieder neue Routen geschraubt. Nach acht Wochen steckt kein Boulder mehr an seinem ursprünglichen Platz. In der Kletterhalle sind nach sechzehn Wochen alle Griffe neu platziert. Im Boulderbereich gibt es etwa 150 bis 200 Routen, beim Seilklettern drinnen etwa 75 und draußen ist man auch im dreistelligen Bereich. „So hat man immer eine neue Denkaufgabe, wie die Strecke zu bewältigen ist“, sagt Marco Fleck.

Strom in den Fingern

Der studierte Elektrotechniker klettert seit rund 15 Jahren und hat mittlerweile „Strom in den Fingern“, wie er lachend sagt. „Das Faszinierende an dem Sport ist, dass gerade normalathletische Menschen dabei am meisten belohnt werden. Man braucht eine gute Mischung aus Körperspannung und Muskeln. Und selbst wer ein paar Pfund mehr auf den Rippen hat, kann immer noch gut klettern.“ Weil die Schwierigkeitsgrade so unterschiedlich sind, kann sich jeder nach seinen Möglichkeiten auspowern, egal ob Anfänger oder Profi. Und wer dann ein paar Mal eine bestimmte Route geschafft hat, geht einfach über zum nächsten Level. Manchmal ist der Einstieg schwierig oder eine bestimmte Stelle bereitet einem Kopfzerbrechen. „Wer nicht weiterkommt, kann einfach fragen. Ich erlebe es sehr oft, dass sich die Leute gegenseitig helfen. Klettern und Bouldern sind sehr soziale und kommunikative Sportarten. Kaum jemand trainiert hier einfach nur für sich allein wie in einem Fitness-Studio.“

Kommunikation findet auch beim Kaffeetrinken statt. „Wir haben eine richtig gute Siebträgermaschine. Kaffee und Klettern gehören zusammen, seit Kletterhero Wolfgang Güllich das Heißgetränk zum integralen Bestandteil des Sports erklärt hat. Güllich hat immer einen kleinen Kocher dabei und sich am Fels stets einen Kaffee gemacht“, berichtet der Teetrinker. „Und da muss was dran sein, da die zwei anderen im Führungsteam viel stärker klettern als ich und die sind passionierte Kaffeetrinker“, sagt Marco Fleck augenzwinkernd. Der Kaffee wird vom Braunschweiger Kaffeeunternehmen Kaffee-Fabrik bezogen und gern auch von den Eltern getrunken, die ihren Kindern beim Klettern zusehen. Das jüngste Kind beim Bouldern war zweieinhalb Jahre jung. Die älteste Seilkletterin 85. „Das ist das Schöne am Klettern“, betont der Betriebsleiter. „Das kann man auch im hohen Alter machen, weil Erfahrung, Technik und Ausdauer zählen. Beim Bouldern, das etwas athletischer ist,  bleiben die Leute bis durchschnittlich Mitte 50 dabei.

Der Traum von der Kletterhalle

Ursprünglich sind die Kletterhallen der Republik in den vergangen Jahrzehnten entstanden, weil sich die Fels- bzw. Alpinkletterer im Winter fit halten wollten. „Unser Geschäftsführer Nils Könekamp ist passionierter Felskletterer“, berichtet Marco Fleck. „Seit 2013 hat er konsequent daran gearbeitet, dass diese Halle gebaut werden konnte. Bei einem Eintritt von neun Euro als Tagesticket ist es schon recht anspruchsvoll, dieses Unternehmen wirtschaftlich zu betreiben. Ein klassisches Investment hätte anders ausgesehen.“ Aber Nils Könekamp ist eben in der Stadt nicht nur gut vernetzt, sondern sein Herz schlägt für den Klettersport. Die Halle mit ihrer besonderen Architektur ist definitiv ein Verschönerung des Viertels und ein Mehrwert für Braunschweig. Außerdem müssen die Aktiven nun nicht mehr den weiten Weg nach Hannover, Hildesheim oder gar Berlin auf sich nehmen. Bei den nächsten Olympischen Spielen in Tokio sind zum ersten Mal  drei unterschiedliche Disziplinen des Klettersports vertreten: Bouldern, das traditionelle Seil- beziehungsweise Leadklettern und als direkte Wettkampfdisziplin auch das Speedklettern. Man muss kein Prophet sein, um vorherzusehen, dass dies dem Sport in Deutschland sicherlich einen weiteren Schub geben und zu neuen Höhen verhelfen wird. 

www.fliegerhalle-bs.de

Wir verlosen einen Tageseintritt für 2 Personen. Teilnahme bis zum 31.01.2021

Mit der Teilnahme am „Abgefahren“-Gewinnspiel erklären Sie sich mit den folgenden Teilnahmebedingungen einverstanden: Veranstalter des Gewinnspiels ist die Mielitz Verlag GmbH. Teilnahmeberechtigt ist jeder, der das 18. Lebensjahr vollendet hat. Ausgenommen sind Mitarbeiter der Mielitz Verlag GmbH und deren Angehörige. Die Teilnahme setzt das Einverständnis mit diesen Teilnahmebedingungen voraus. Die Gewinner werden per Los ermittelt. Die Gewinnbenachrichtigung erfolgt an die Mailadresse, die im Rahmen des Gewinnspiels hinterlegt wurde. Meldet/n sich der/die Gewinner nicht binnen einer Frist von 7 Tagen, verfällt der Gewinn und es wird ein neuer Gewinner ermittelt. Eine Barauszahlung des Gewinns ist ausgeschlossen. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

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