Genuss

Zero Waste

Ohne Verfallsdatum


Text: Stefanie Gomoll
Fotos: To Good To Go, etepetete

Verschwenderisch zu sein, ist eine wunderbare Eigenschaft, wenn es um Dinge wie Zeit oder Zuneigung geht. Davon haben wir schließlich nie genug – und ein freundliches Lachen oder ein gutes Gespräch haben kein Verfallsdatum. Bei Lebensmitteln hört der Spaß allerdings auf. Deren Verschwendung führt zu zahlreichen Proble-men. Kein Wunder, dass sich immer mehr Menschen mit dem Thema „Food Waste“ auseinandersetzen und intelligente Ideen entwickeln, was wir dagegen tun können.

Eigentlich wirft niemand gerne Lebensmittel weg. Und doch passiert es ständig. Das beginnt schon auf dem Feld, wo ein Teil des Obstes und Gemüses gar nicht erst geerntet wird, weil es nicht den gängigen Normen entspricht. Es geht weiter über den Handel, wo Produkte kurz vor dem Mindesthaltbarkeitsdatum aus-sortiert werden. Und es endet bei den Verbraucher*innen in der Gastronomie und in Privathaushalten. Eine Ressourcenverschwendung, die angesichts der Tatsache, dass laut Welthungerhilfe 690 Millionen Menschen weltweit hungern, besonders bitter ist. Auch die Umwelt setzt Lebensmittelverschwendung einer enormen Belastung aus. Ganze Wälder werden abgeholzt, um Nahrung anzubauen, die nie gegessen wird.Dass weltweit etwa 1/3 aller Lebensmittel weggeworfen wird, will auch das Social Impact Business Too Good To Go nicht länger hinnehmen. Mit seiner gleichnamigen App hat es der Ver-schwendung den Kampf angesagt. „Wir wollen Essen wieder zu mehr Wert-schätzung verhelfen – sowohl durch den Umweltschutz als auch durch die Sensibilisierung der Gesellschaft für dieses wichtige Thema“, beschreibt das junge Unternehmen seine Mission. „Wenn wir nur die Hälfte des weg-geworfenen Essens vor der Tonne retten würden, könnten wir die ganze Welt satt bekommen.“Die App ist der weltweit größte B2C-Marktplatz für überschüssige Lebensmittel. Das Konzept dahinter ist simpel – über die Plattform bieten gastronomische Betriebe übrig gebliebenes Essen, das sonst auf dem Müll gelandet wär, zu kleinen Preisen an Selbstabholer*innen an. Egal Obst und Gemüse vom Supermarkt um die Ecke, Brötchen und süße Teilchen von der Bäckerei nebenan oder warme Speisen aus dem Lieblingsrestaurant, hier ist für jeden Geschmack etwas dabei. Jede gerettete Mahlzeit schont Ressourcen und spart CO2-Äquivalente ein. Eine dreifache Win-win-win-Situation, von der Betriebe, Kund*innen und die Umwelt profitieren.Ein paar Schritte vorher, nämlich direkt auf dem Acker, setzt das junge Münchner Unternehmen etepetete an. Gestartet ist es mit einer reinen Gemüse-Box mit „unperfekten“ Feldfrüchten. Mittlerweile liefert etepetete seinen Kund*innen im flexiblen Abo-Modell noch weitere Bio-Lebensmittel frisch vom Acker direkt vor die Haustür. Es gibt Obst-, Mix- und Rohkost-Boxen in jeweils zwei Größen und seit neuestem die Retter-Snack-Box.

In der etepetete Gemüse-Box Classic Family findest du eine leckere Mischung verschiedener Bio Gemüsesorten. Ganz egal ob krumm oder schief. Direkt vom Feld zu dir!

Die enthält herzhafte und süße Produkte mit „unperfektem“ Charakter wie nur noch kurzem MHD oder Druckfehlern auf der Verpackung. Davon, dass 30-40% einer Ernte nicht bei den Verbraucher*innen landen, mussten sich seine Erfinder aber anfangs erst einmal selbst überzeugen. Also klapperten sie Bio-Landwirt*innen im Umland ab und stießen dabei auf offene Ohren und mehrere Tonnen krumme, aussortierte Karotten. Die Idee von etepetete war geboren. Ihr Ziel beschreiben die Unternehmer so: „Wir möchten den Online-Markt für Bio-Gemüse und -Obst revolutionieren – hin zu mehr Nachhaltigkeit. Denn ein erheblicher Teil einer Ernte bleibt ausschließlich aufgrund des Aussehens auf dem Feld liegen, wird vernichtet oder zur Energiegewinnung zweckentfremdet. Wir haben zusammen mit einem Netzwerk an Bio-Landwirt*innen ein Auffangbecken für Obst und -Gemüse, das nicht ganz den Normen entspricht, geschaffen. Statt strenge Auflagen zu geben und auszusortieren, nehmen wir direkt die ganze Ernte ab. So wollen wir der Lebensmittelverschwenungaktiv entgegenwirken.“

toogoodtogo.de

etepetete-bio.de

Zahlen und Fakten

Laut Verbraucherzentrale landen in Deutschland Jahr für Jahr rund 12 Millionen Tonnen Lebensmittel im Müll. Eine WWF-Studie geht sogar von 18 Millionen Tonnen aus. Alleine aus den privaten Haushalten werden jedes Jahr Lebensmittel im Wert von circa 20 Milliarden Euro entsorgt. Um diese Lebensmittel zu transportieren, sind 480.000 Sattelschlepper notwendig. In eine Reihe gestellt, ergibt das die Strecke von Lissabon nach St. Petersburg.

Teller statt Tonne

Auf dem Blog von Too Good To Go finden sich neben leckeren Zero-Waste-Rezepten auch weitere Tipps für mehr Wert-schätzung von Lebensmitteln. Dazu zählt etwa ein planvoller Einkauf. Wer sich vorab Mahlzeiten überlegt und eine Einkaufsliste schreibt, kauft weniger überflüssige Lebensmittel. Wer diese dann richtig lagert, verlängert ihre Halt-barkeit. Übrigens halten die meisten verpackten Lebensmittel länger als auf dem Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben ist.

toogoodtogo.de/de/blog

Rezept

Christian Rach´s Gemüsesefrittata mit Brotsalat 

Zubereitungszeit: 30 Minuten, Schwierigkeitsgrad: leicht

Zutaten:

  • 150 g Gemüse-Reste (z.B. Brokkoli, Blumenkohl, Erbsen, Spinat oder Möhren)
  • 1 Bund Rucola
  • 8 Bio-Eier
  • 150 ml Milch
  • Salz, Pfeffer
  • 2 EL Butter
  • 150 g Ziegenkäse
  • 50 g Pinienkerne
  • 100 g Brot vom Vortag
  • 1 Knoblauchzehe
  • 3 Zweige Thymian
  • 6 EL Olivenöl
  • 250 g Kirschtomaten
  • 1 EL Aceto Balsamico
  • 1 Handvoll Basilikumblättchen

Zubereitung:

  1. Den Backofen auf 160° vorheizen. Den Rucola waschen, trocken schleudern und grob hacken.
  2. Die Eier in einer Schüssel mit Milch, Salz und Pfeffer verquirlen. Die Butter in einer großen ofenfesten Pfanne (ca. 30 cm ∅) auf dem Herd schmelzen. Den Ziegenkäse grob zerbröckeln. Die Eiermasse in die Pfanne gießen, Gemüse, Rucola und Ziegenkäse darauf verteilen und alles ca. 2 Min. bei kleiner Hitze anziehen lassen. Dann die Frittata im heißen Ofen (Mitte) 12–15 Min. weitergaren, bis die Eimasse gestockt ist.
  3. Währenddessen die Pinienkerne in einer Pfanne ohne Fett bei kleiner Hitze goldbraun rösten, herausnehmen. Das alte Brot in ca. 1 ½ cm große Würfel schneiden. Den Knoblauch schälen und fein hacken. Den Thymian abbrausen und trocken schütteln. Blättchen abzupfen und fein hacken.
  4. 3 EL Olivenöl in der Pfanne erhitzen. Die Brotwürfel darin bei mittlerer Hitze in 3–5 Min. goldbraun und knusprig rösten. Kurz bevor das Brot fertig ist, Knoblauch und Thymian hinzufügen.
  5. Die Kirschtomaten waschen und vierteln. Den Aceto Balsamico in einer kleinen Schüssel mit Salz, Pfeffer und den restlichen 3 EL Olivenöl verrühren. Die Tomaten und die knusprigen Brotwürfel untermischen. Die Basilikumblättchen abbrausen und trocken schütteln.
  6. Die fertige Frittata aus dem Ofen nehmen, Basilikum und Pinienkerne darauf verteilen. Die Frittata mit dem Tomaten-Brot-Salat sofort servieren.

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